Das war das Jazzfestival Leibnitz 2020, das sich anschickt, historisch zu werden.
Mit drei ausverkauften Tagen auf zwei Bühnen war das 8. Jazzfestival Leibnitz gleichsam schillernder Showcase und gefeierte Parade für den jungen und kreativen österreichischen Jazz.
Dabei stiegen die Austrian Jazzlines mit reibungsloser Organisation und einem Corona-Konzept in die Luft, das geradewegs das Zeugs zum Präzedenzfall hatte. Und selbstverständlich wieder mit prächtigem Schönwetter beim finalen Frischluftkonzert.
Jazzfestival zum Nachhören auf Ö1:
Mo 16.11.2020,19.30, On stage
Lukas Krankelbinder & Shake Stew beim Jazzfestival Leibnitz 2020
Mo 21.12.2020, 19.30, On stage
Gina Schwarz & Pannonica beim Jazzfestival Leibnitz 2020
Mo 04.01.2021, 19.30, On stage
Wolfgang Muthspiel & Chamber Trio beim
Jazzfestival Leibnitz 2020
Am 3. Oktober 2021 ist Schönwetter! So viel ist sicher. Ungewiss ist zur Stunde lediglich die Band, die sich im nächsten Jahr darüber glücklich schätzen darf.
Nach dem traditionell finalen Open Air-Konzert beim Jazzfestival Leibnitz am vergangenen Sonntag wagen wir es, diese Prognose nun als Konstante für die Wettervorhersage anzugeben.
Welchen Schluss sonst sollten man ziehen, wenn man sich Jahr für Jahr auf das Wetter am Sonntag verlassen kann? Pünktlich, selbst dann, wenn es die restlichen Tage der Woche geregnet hatte. Am Sonntag war stets Schönwetter.
Dieser Sonntag gehörte denn auch ganz der österreichischen Jazzband der Stunde, die schon am frühen Vormittag darob frohlockend und jubelnd aus dem Tourbus im Freizeitpark Grottenhof stieg. Und was Wunder, dass Shake Stew diese Stimmung auch mit auf die Bühne brachte und mit heller Spielfreude und bestechendem Ensemblegeist zwei fulminante Sets hinlegte, zwei Sets, die auch bewiesen, dass diese Band eine absolute Live-Band ist. Stimmung und Flair am Gelände des Grottenhofs sowie ein bestechender Open Air-Sound übertrafen dabei alle Erwartungen, Erwartungen, die ohnehin schon sehr hoch gesteckt waren.
Junge kreative Bands und Projekte, die zur Zeit das Jazzgeschehen in Österreich bestimmen und gleichsam auch für internationales Aufsehen sorgen, gingen vom 2. bis 4. Oktober über die Bühnen des Festivals, das auch diesmal wieder weißen Rauch für drei ausverkaufte Tage aufsteigen lassen konnte. Eine weitere Konstante?
Zwischen Trio, Quartett, Quintett, Sextett, Septett und Nonett haben allein schon die Formate und teils unkonventionellen Besetzungen für Abwechslung in Sound und Temperierung gesorgt.
Eine Herausforderung an das Publikum waren freilich die bizarren Klangwelten der ursprünglich als Late Night Special im Alten Kino geplanten Kultband Kompost3, die sich am Freitag zu später Stunde im Verein mit der gefühlsechten Lichtregie redlich bemühte, Clubatmosphäre in den Hugo Wolf-Saal zu zaubern. Und das unmittelbar nach dem kammermusikalischen, atmosphärisch dichten und intimen Konzert von Wolfgang Muthspiels neuem Chamber Trio, einem Höhepunkt der kontemplativen Seite des Festivals!
Im Jazz verwurzelt, aber stilistisch schwerer fassbar fanden das Sextett Gnigler, das Quintett Chuffdrone und das Nonett Pannonica durchwegs eigenwillige Zugänge zur Frage der Neuorientierung im zeitgenössischen Jazz, wobei rhythmische Waghalsigkeit und kühne Harmonik die drei Bands wie ein Roter Faden durchzogen haben. Bei aller gruppendynamischen Divergenz waren dabei wohl die mehr oder weniger langen solistischen Exegesen das Kriterium des kollektiven Konzepts, das bei Chuffdrone am besten aufzugehen schien. Für packende Interaktionen zeigte dagegen Pannonica das größte Potenzial.
Mit missionarischem Einsatz und sprühender Spielfreude führte der Saxophonist Fabian Rucker im längsten Set des Festivals sein formidables Quintett zu einem Höhepunkt am Samstag, zumal sich die Band durch die Bank jazziger und straighter und mithin verbindlicher für ein begeistertes Publikum zeigte.
Damit war das Internationale Jazzfestival Leibnitz in diesem für die gesamte Live-Musik historischen Jahr geradewegs eine belebende Infusion für den innovativen österreichischen Jazz und ein Impuls für die gesamte Szene. Dass in dieser selbstbewussten Szene die Frauenquote deutlich gestiegen ist, konnte das Festival beeindruckend vermitteln.
Wenn wir nun schon Schönwetter für den 3. Oktober 2021 bestätigen dürfen, haben wir damit auch gleichzeitig den Termin für das nächste Jazzfestival Leibnitz verraten, das somit vom 30. September bis 3. Oktober über die Bühnen gehen wird, wieder über mehr als zwei Bühnen!
Wir sind alle gesund geblieben und können uns somit auch schon auf die Übertragungen der vom ORF mitgeschnittenen Konzerte freuen. Die ersten Termine stehen schon fest:
Mo 16.11.2020 / Ö1 / 19.30-21.00 / On stage
Lukas Krankelbinder & Shake Stew beim Jazzfestival Leibnitz 2020
Mo 21.12.2020 / Ö1 / 19.30-21.00 / On stage
Gina Schwarz & Pannonica beim Jazzfestival Leibnitz 2020
Mo 04.01.2021 / Ö1 / 19.30-21.00 / On stage
Wolfgang Muthspiel & Chamber Trio beim Jazzfestival Leibnitz 2020